damals

Man sollte arbeiten und legt etwas Hintergrundmusik ein, die gesamte Musik, Shuffle, los.

Und dann kommt eines dieser Lieder, die einen Punkt berühren, den man eigentlich selbst gar nicht wahrgenommen hat. Eines dieser Lieder, die einen daran erinnern, was früher war. Die einem Bilder in den Kopf rufen, die man lange nicht gesehen hat. Und manchmal geht es noch viel weiter und die Bilder beginnen zu sprechen, zu lachen und zu weinen, sie erzählen vom Heute des Damals. Von heute längst lächerlichen Problemen guter Freundinnen, die damals wochenlang das Wichtigste der Welt zu sein schienen. Sogar ihre Namen kommen wieder hervor und Lindi, der heute Mitte dreißig sein muss, ist wieder der unverlässliche Jugendliche, der meine beste Freundin so verdammt unglücklich macht und sie zum Heulen bringt. Gleich neben ihm tanzen Litzi und Evelyn in beinahe völliger Dunkelheit zu langsamer Musik, während René wieder einmal völlig besoffen in der Ecke liegt. Am CD-Player streiten sich wieder mal Leute darum, welches Lied das nächste sein soll und Pärchen, die seit zwanzig Jahren nicht mehr zusammen sind, haben längst die Couch im Partyraum beschlagnahmt. Es schmeckt nach günstigen Chips und Bier, das einem nicht schmeckt, aber trotzdem getrunken wird. Imponieren durch Erwachsenwirken. In der Luft hängt der kalte Rauch, den die Nebelmaschine in den Kellerraum ergießt und den die Raucher von oben mit nach unten bringen. Ein furchtbarer Geruch, der in diesem Moment aber zum unvergesslichen Duft wird. Der billige Rotwein, den wieder irgendjemand beim Mischen mit Cola verschüttet hat. Alles klebt. Und es riecht nach Jugend. Nach Jugend, die oft viel wilder tat als sie jemals wirklich war. Und die keine Ahnung hat, was aus all diesen Menschen, die sie gerade so wahnsinnig intensiv genießen, irgendwann werden soll. Auf dieser Party macht sich keiner Gedanken über den nächsten Tag oder über das, was irgendwann kommen wird. Allein der Moment war es, ein Lied, ein Tanz, ein Kuss, ein Scherz, ein Blick, eine Hand. Und auch das Wissen darum, dass ohnehin alles wieder ganz anders wird.

All das wegen eines Liedes, dem natürlich dann noch viele weitere folgen, ja folgen müssen. Ja, meine Freunde von damals, manchmal denke ich noch an euch. Es war eine verdammt schöne Zeit mit euch, damals.

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